Walnüsse reisen weit...

Die Walnuss ist ein globales Handelsprodukt; jährlich werden weltweit ca. 3 Millionen Tonnen Walnüsse gehandelt. Marktführer sind USA, China, Ukraine, Türkei und Chile. Einziges namhaftes europäisches Walnussland ist mit ca. 30.000 Tonnen Frankreich. Deutschland taucht in den Produktionsstatistiken gar nicht auf. 

 

Dennoch gibt es natürlich auch in Deutschland einen enorm großen Verbrauch an Walnüssen z.B. für Speiseeis, Bäckereiprodukte, Lebkuchen oder Süßwaren und anderes. Auch für Walnussöl gibt es in Deutschland viele Anbieter und Hersteller. Wo kommen die vielen Walnüsse für die deutschen Verarbeiter her? 

 

In einer Ausgabe des slow-food Magazines Deutschland zum Thema „Nüsse“ war zu lesen, dass heimische Walnüsse als Grundstoff in deutschen Walnussprodukten kaum oder gar nicht zu finden sind. Ein paar Recherchen haben dies bestätigt und dabei folgendes zutage gebracht.

 

Die bekannte Ölmühle Solling aus Niedersachsen bietet ein Walnussöl mit einem EU-Bio-Siegel an, ohne auf die Herkunft der Walnüsse zu verweisen. Auf Nachfrage war zu erfahren, dass die Nüsse ausschließlich aus Moldawien kommen und in der Mühle in Niedersachsen zu Öl verarbeitet werden. 

 

Die Ölmühle Rilli aus Reutlingen bietet ebenfalls ein Walnussöl mit EU-Bio-Siegel an. Erst bei der detaillierten Produktbeschreibung wird auf die Herkunft „Indien“ verwiesen. Für 11,02 € kann man von der hessischen Firma „Kernenergie“ 200gr. Walnussfrüchte kaufen, die aus Chile stammen. 

 

Die Walnusskerne der sehr bekannten Marke „Seeberger“ kommen aus Chile und aus den USA. Die Firma BÄKO, die fast alle Backbetriebe mit Grundstoffen beliefert, bietet Walnusskerne -konventionell und bio- aus allen bekannten Walnussexportländern (Ukraine, Moldawien, Frankreich, Chile, China und USA, der Großteil aus Moldawien) an.

 

Die Bio-Walnusskerne der sehr bekannten Biomarke „Rapunzel“ kommen aus Polen. Über Rapunzel bezieht die Allgäuer Ölmühle für ihr Bio-Walnussöl Walnusskerne aus Polen. Die sehr erfolgreiche Augsburger Ölmühle („König der Öle“) gibt auf Nachfrage die Herkünfte der Walnüsse mit „Kirgistan“ an. Das sind schlappe 6300 Kilometer bis Augsburg. 

 

Die Nüsse der Ölmühle „Wenzels Ölmühle“ bei Bamberg werden aus Rumänien zugekauft. Das Öl in 250ml kostet dann 22,50 €. Vielleicht ist es deshalb so teuer, weil es doch mit 1.700km ein ganz schöner Weg ist, von Bukarest nach Bamberg. Die „Wesermühle“ bei Oldenburg gibt im Onlineshop lobenswerterweise die Herkunft der Walnüsse mit Bulgarien an. 

 

Im Januar 2019 bot der Discounter Aldi Walnüsse aus Chile an. Selbst eine kleine Ölmühle im rheinland-pfälzischen Wasgau bezieht ihre Bio-Walnüsse aus Indien und Moldawien. Diese Liste ließe sich noch weit fortsetzen und belegt, dass deutsche oder gar fränkische Walnüsse im Vertrieb von Lebensmittelfirmen keine Rolle spielen. 

 

Zumeist sind die Walnüsse aus den genannten Ländern auch keine „Wildsammlungen“, d.h. sie werden nicht von einzelnen mächtigen Bäumen in Dörfern und Fluren geerntet, sondern stammen aus Plantagenanbau. 

Bei dieser Anbauform in Monokultur sind selbst bei geringen Baumanzahlen häufig Pflanzenschutzmaßnahmen gegen die Walnussfliege und andere Schädlinge unerlässlich. Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit der Manufaktur Gelbe Bürg zu betrachten. Hier werden ausschließlich Walnüsse von Bäumen aus Dörfern und Fluren unserer Heimatregion verwendet, Das sollte uns etwas wert sein!

 

Fotos: Pixabay